Sommerzeit ist Kakophonie-Zeit. Da darf wieder jeder Verbandschef samt verlängerten Arm im Parlament eine präferierte Sau durch Dorf treiben. Derzeit beliebt: Das Klagen über die Inflation und die kommende Energiekrise. Ich muss bei den vielen Zitaten zu dem Thema immer an die inzwischen über 40 Jahre alte Folge „Macht’s nur so weiter“ der legendären TV-Serie „Monaco Franze“ denken.
Auch da überbieten sich die Akteure angesichts von Preissteigerungen gegenseitig mit Weltuntergangsfantasien – mit Ausnahme des Helden der Serie. Der gönnt sich lieber gemeinsam mit jungen Sprachschülerinnen teure Leckereien bei einem Picknick im Englischen Garten. Schon damals lernte man: die, die am lautesten schreien, sind meistens am wenigsten von der Teuerung betroffen. Denn die, die wirklich ums wirtschaftliche Überleben kämpfen, haben gar keine Zeit zum Jammern.
Daran hat sich auch durch die Pandemie nichts geändert. Die hat eigentlich gezeigt, wie flexibel und zäh (heute gern als „resilient“ bezeichnet) die Mehrheit auch wirklich radikale Wechsel des Alltagslebens bewältigen kann. Die Lobbyisten hätten uns das vorher sicher nicht zugetraut. Sie dürfen es uns gar nicht zutrauen, denn sonst wäre ihre Existenzberechtigung dahin. Die liegt hauptsächlich in der Warnung von aus ihrer Sicht existenzbedrohenden Fehlentwicklungen.
Hohe Opferbereitschaft vorhanden
Und so trauen sie uns auch jetzt nicht die Bewältigung der nächsten Herausforderung zu, sondern greifen wieder in die energiepolitische Mottenkiste. Die Profiteure der Atomkraft und der Verbrennung fossiler Energieträger haben in der Vergangenheit einfach zu gut verdient. So werden sie auch weiterhin Politiker finden, die ihre „Angebote“ wider aller Vernunft als ernsthafte Option handeln.
Ich bin dagegen der Überzeugung, dass die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung zu Opfern bereit wäre, wenn wir dadurch die unsägliche Abhängigkeit von Autokraten ebenso reduzieren könnten wie die Erderwärmung (nachhaltig wohlgemerkt! Lesetipp in diesem Zusammenhang ist das aktuelle Buch von Prof. Quaschning). Wir alle wissen: ein „macht’s nur so weiter“ darf es nicht mehr geben.
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