Früher war wenig besser

Gedanken zu einem TV-Beitrag, der sich mit einer vermeintlich sinkenden Qualität deutscher Autos befasst.

Großaufnahme eines rostigen roten VW.
Bild: Unsplash / Puran Zhang

Seit der Lektüre des Buchs „Factfulness“ von Hans Rosling kommt mir der gerne genommene Spruch „früher war alles besser“ nicht mehr über die Lippen. Und ich bin skeptisch, wenn ich dieser Behauptung – in welcher Form auch immer – begegne. So war es kürzlich auch während eines Gesprächs, das ich mit einem Kollegen zum Thema sinkende deutsche Fahrzeugqualität führte.

Ja, auch ich habe mich an dieser Stelle schon über die Controller-Herrschaft und die damit verbundene nachlassende Fokussierung auf die Dauerhaltbarkeit von Produkten beschwert. Trotzdem hege ich meine Zweifel, dass die heutigen Autos aus (oft gar nicht mehr so) deutscher Produktion wirklich so viel schlechter sind als legendäre Modelle wie Käfer, Golf I oder W123.

Die berühmten Äpfel und Birnen reichen bei der Gegenüberstellung eines Mercedes EQE und eines „Strich-Acht“ als Sinnbild doch gar nicht mehr aus. Diese Fahrzeuge haben im Prinzip nur noch das Grundprinzip gemeinsam, also vier Räder und ein Lenkrad. Sie beweg(t)en sich auch in vollkommen unterschiedlichen Lebensrealitäten und sind somit auch für vollkommen unterschiedliche Zielgruppen konzipiert (worden).

Daten liefern keinen ungetrübten Blick

Ich bin daher auch immer etwas misstrauisch bezüglich der Datengrundlage, welche die nachlassende Qualität vermeintlich belegt. Die viel zitierte Studie von J.D. Power fußt auf höchst subjektiven Kundenmeinungen und befasst sich noch dazu eigentlich gar nicht mit dem Thema Langzeitqualität. Auch die einschlägigen Pannenstatistiken (wie z.B. vorgestern vom AvD publiziert) sowie der TÜV-Report liefern meines Erachtens keinen ungetrübten Blick auf den Status quo. Ich könnte im Gegenzug auf die im DAT-Report ausgewiesene sinkende Reparaturhäufigkeit und die seit Jahrzehnten stark rückläufige Zahl der Verkehrstoten verweisen.

Doch auch diese beiden Zahlen sind kein lupenreines Indiz dafür, dass die Qualität der Autos immer besser wird. Vielleicht liefern uns ja eines Tages Echtzeitdaten aus den Fahrzeugen im Feld einen repräsentativen Blick auf die Zuverlässigkeit der fahrbaren Untersätze. Bis dahin kann jeder seine Meinung mit ausgewählten Statistiken vertreten und der Diskussionsstoff geht nicht aus. Und das ist gut so!

Auch gut: Der oben erwähnte Kollege, Gerhard Sonnleitner von der „Deutschen Welle“, hat mich freundlicherweise trotzdem in seinem Beitrag zum Thema berücksichtigt:

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