Der zum deutschen Unternehmen Knorr-Bremse gehörende Zulieferer Bendix Commercial Vehicle Systems hat eine große Rückrufaktion in den USA gestartet. Sie gilt für 442.139 elektronische Steuergeräte (ECUs), die als Komponenten des Antiblockiersystems (ABS) in Nutzfahrzeugen der Hersteller Volvo Trucks und Navistar verbaut wurden. Dies hat die US-Verkehrssicherheitsbehörde (NHTSA) kürzlich mitgeteilt.
Welche Produkte sind betroffen?
Die Rückrufaktion umfasst verschiedene Modelle der EC80-Baureihe von Bendix, darunter EC80 Advanced mit ESP und EC80 Premium mit automatischer Traktionskontrolle (ATC). Sie wurden in mehreren Chargen zwischen dem 1. April 2020 und dem 11. Oktober 2024 produziert und kurz darauf in Nutzfahrzeugen verbaut, die Anhänger ziehen. Der Fehler betrifft die sogenannte Power Line Carrier (PLC) Funktion dieser Einheit, die für die Kommunikation zwischen Zugmaschine und Anhänger zuständig ist. Fahrzeuge, die nicht über das PLC-Netz mit dem Anhänger kommunizieren, seien nicht betroffen, heißt es in der Ankündigung.
Worin besteht der Fehler genau?
Die EC80-Steuergeräte können in Situationen mit hohem elektrischen Störpegel und schwacher PLC-Signalstärke falsche Signale verarbeiten. In solchen Fällen kann das System der NHTSA-Mitteilung zufolge eine Fehlermeldung ausgeben oder komplett ausfallen. Dies betreffe insbesondere Fahrzeuge, die mehr als einen Anhänger ziehen, oder solche, die zusätzliche Geräte am Stromnetz betreiben, wie etwa Anhängerverfolgungssysteme.
Welche Risiken bestehen für die Sicherheit?
Die fehlerhaften Steuergeräte können laut NHTSA dazu führen, dass sicherheitsrelevante Systeme wie ABS, automatische Traktionskontrolle (ATC) oder elektronische Stabilitätskontrolle (ESC) ausfallen. „Andere Funktionen, die stark mit dem ABS interagieren, wie z. B. die aktive Geschwindigkeitsregelung (ACC) und das Kollisionswarnsystem (CMS) können ebenfalls fehlerhaft sein“, teilte die Behörde mit. Wenn das ABS-System einen Fehler erkenne oder die Steuerung ausfalle, leuchte eine ABS-Warnlampe im Fahrzeug auf, hieß es. Dies solle den Fahrer frühzeitig auf mögliche Probleme hinweisen.
Welche Abhilfemaßnahmen sind geplant?
Die betroffenen Steuergeräte werden neu programmiert. Der Rückruf werde in enger Zusammenarbeit mit den Fahrzeugherstellern durchgeführt, kündigte der US-Zulieferer an. Es dürfte also demnächst noch Veröffentlichungen von Volvo Trucks und dem zur VW-Nutzfahrzeugsparte Traton gehörenden Hersteller Navistar (seit 1. Oktober: International Motors) geben, die über den genauen Verlauf und die Aktionscodes der Maßnahmen berichten werden. Dies soll spätestens bis zum 1. Dezember erfolgen. Bislang ist dieser Rückruf nur für den US-Markt kommuniziert. Sollte sich daran etwas ändern, werden wir es an dieser Stelle nachtragen.
Nachtrag 29.10.:
Nun hat auch Volvo Trucks der NHTSA den Rückruf gemeldet. In den USA sind demnach rund 127.000 Exemplare der Langhuber-Baureihen VN, VAH, VHD und VNRE aus den Modelljahren 2020 bis 2025 betroffen. Die Herstellerkennung der Maßnahme lautet „RVXX2409“.
Nachtrag 6.11.:
Inzwischen liegt in den USA auch die Rückrufmeldung zu den Navistar-Modellen von International Motors vor. Die NHTSA kündigt die Aktionsnummer „24515“ für über 105.000 Lkw der Modelljahre 2021 bis 2025 an.
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