Audi irritiert über Dobrindts Vorwurf

Ein Unternehmensprecher beklagt, dass der Auftritt des Verkehrsministers einen falschen Eindruck erweckt habe. Die Gleichung "Lenkwinkelerkennung = Abschalteinrichtung" sei so nicht zulässig.

Pilotiertes Fahren: Autobahnfahrt auf der A9 mit Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt im April 2015
Bild: Audi

Sind tatsächlich weitere Dieselmotoren des VW-Konzerns vom Abgasskandal betroffen? Nachdem Verkehrsminister Dobrindt am 1. Juni vor die Presse trat und eine unzulässige Abschalteinrichtung in 24.000 Audi A7 und A8 TDI anprangerte, scheint der Fall klar. Aber seine Aussagen lassen sich nur schwer in Einklang bringen mit der zur gleichen Zeit veröffentlichten offiziellen Mitteilung des Herstellers. Und das lässt sich nicht (nur) mit vermeintlicher Schönfärberei der Ingolstädter begründen.

Denn zunächst beharrt Audi darauf, nicht erwischt worden zu sein, sondern selbst auf das Problem hingewiesen zu haben. „Bei jüngsten Analysen von Automobilen der Modelljahre 2010 bis 2013 der Modellreihen A7 und A8 mit V6- und V8-Motoren nach Abgasnorm EU5, zeigten sich in bestimmten Situationen NOx-Überschreitungen zwischen 20 und 100 Prozent des Grenzwerts“, hieß es. Das klingt zunächst nach viel, blickt man aber auf die Testergebnisse der Untersuchungskommission Volkswagen, so sind solche Überschreitungen noch eher als klein zu bezeichnen.

Ein Audi-Sprecher räumte auf Anfrage ein, dass die Fahrzeuge über die beanstandete Lenkwinkelerfassung verfügen. Das sei aber nur ein Parameter von vielen. Beladung, Steigung, Straßenzustand, Fahrverhalten, ggf. Anhängerbetrieb – das sind laut Sprecher nur einige Faktoren, die Einfluss auf den Schaltzeitpunkt haben. „Die Gleichung Lenkwinkelerkennung gleich Abschalteinrichtung gleich Betrug stimmt so nicht“, betonte er. Im konkreten Fall habe das Getriebesteuergerät in bestimmten Situationen fälschlicherweise ein Signal zur Drosselung der Abgasrückführung übermittelt. Das habe mit der Prüfstandsituation nicht ursächlich etwas zu tun.

Vergleichsweise kleine Stückzahl

Ein weiteres Indiz, dass dieser Rückruf vielleicht nicht ganz so dramatisch ist wie zunächst angenommen, ist die betroffene Stückzahl. Würde die Lenkwinkelerkennung tatsächlich grundsätzlich für eine Minderung der Abgasreinigung sorgen, wären hierzulande sicherlich nicht „nur“ 14.000 (von insgesamt 24.000) Exemplare betroffen, sondern weitaus mehr. Zum Vergleich: Der vom KBA angeordnete Rückruf betraf zu Beginn über 530.000 Fahrzeuge allein aus Ingolstadt, insgesamt knapp 2,5 Millionen Konzernmodelle. Weitere 66.000 Exemplare des Q5, A6 und A8 sollen noch im Rahmen einer freiwilligen Umrüstung ein Softwareupdate erhalten. Das relativiert das Ereignis etwas.

Der neue Rückruf für die V6- und V8-Aggregate wird laut VW-Tochter voraussichtlich im Juli 2017 starten. Auch hier passt das gestern von Dobrindt Gesagte nicht zur Herstellerinfo, denn der Verkehrsminister forderte laut Medienberichten von Audi bis 12. Juni einen Lösungsvorschlag. Doch den scheint es schon zu geben: „Da nur eine neue Software aufgespielt wird, beträgt der Zeitbedarf für diese Maßnahme etwa 30 Minuten“, heißt es in der Unternehmensmitteilung.

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