Das dänische Unternehmen Starco ruft derzeit 6.600 Kompletträder zurück, die an verschiedene Hersteller von Anhängern mit einer oder zwei Achsen geliefert wurden. Sie müssen ausgetauscht werden. Grund ist ein möglicher plötzlicher Druckverlust im Reifen durch Verformung. Es besteht Unfallgefahr, weil der Fahrer die Kontrolle über den Anhänger verlieren könnte.
Wie eine Sprecherin von Starco auf Anfrage erklärte, sind dem Hersteller zwei solcher Vorfälle bekannt. Daher habe man sich bereits Anfang März entschlossen, alle seit 1. Juli 2016 ausgelieferten Produkte dieses Typs zurückzurufen. Beliefert wurden laut der Sprecherin vornehmlich deutsche und österreichische Anhängerhersteller in Erstausrüstung. In der Rückruf-Datenbank des Kraftfahrt-Bundesamts sind bislang folgende Anbieter gelistet:
- Heimann – Anhängermodelle A2, A3, A4 und Einzelabnahmen aus dem Produktionszeitraum 16. August 2016 bis 5. März 2017
- Hirth / Sproll – Anhängermodelle PH, PHT, PK, PKT und Einzelabnahmen (Hirth) sowie ATKUH, ATKH, ABSL und KH (Sproll) aus dem Bauzeitraum 17. Juni bis 1. Dezember 2016
- Humbaur – keine näheren Infos zu den Anhängermodellen, lediglich zum Bauzeitraum: 19. Oktober 2016 bis 3. März 2017
- Unsinn – Anhänger bis 3,5 Tonnen (nicht auf bestimmte Typen beschränkbar) aus dem Produktionszeitraum 18. Juli 2016 bis 31. März 2017
- WM Meyer Fahrzeugbau – Anhängermodelle HKC, HKCR, HLC, APHLS, HLN, VKE, KHL, AZHLC, HLNK und HKD aus dem Produktionszeitraum 1. Juni bis 31. Dezember 2016
Starco: Räder und Reifen nicht aus eigener Herstellung
Obwohl Starco nach eigenen Angaben auf der Unternehmenswebsite 95 Prozent des Produktportfolios selbst produziert, sind die zurückgerufenen Räder und Reifen der Sprecherin zufolge nicht aus eigener Herstellung. Zumindest bei einem Teil der Rad-Reifen-Kombination handelt es sich um Kompletträder, die es unter der Verkaufsbezeichnung „Boka Trailer Line“ zu kaufen gibt, montiert auf Stahlfelgen der Firma Mefro (siehe Foto).
Nach unseren Informationen trat die den Plattfuß auslösende Beschädigung der Reifenstruktur bei der Reifenmontage auf. Wo diese durchgeführt wurde, ist bislang unklar. Die Organisation des Rückrufs obliegt jedenfalls den Dänen. Hierfür holen sie sich nach den Worten der Starco-Sprecherin Unterstützung von erfahrenen externen Beratern ein, „um den effizientesten und professionellsten Prozess zu gewährleisten“.
Nachtrag 20. Juni:
Das Kraftfahrt-Bundesamt hat heute einen Warnhinweis zu diesem Rückruf veröffentlicht. Er dient vor allem der Identifizierung der (laut Starco-Sprecherin wenigen) Kompletträder, die als Ersatzteile verkauft wurden. In dem Warnhinweis wird ein Starco Ansprechpartner in Belgien genannt, so dass der Rückruf wohl von dort abgewickelt wird, gemeinsam mit dem US-amerikanischen Dienstleister Stericycle. Die Starco-Sprecherin bestätigte inzwischen, dass die Reifenmontage im niederländischen Starco-Standort durchgeführt wurde und betonte, dass die Ursachenforschung für den Reifenschaden nicht abgeschlossen sei. Man untersuche gemeinsam mit den Zulieferern nach wie vor die beschädigten Modelle.
Nachtrag 11. August:
Das KBA hat heute einen weiteren Anhängerhersteller zur Liste hinzu gefügt. Demnach sind auch Anhänger (Fahrzeugklasse O1 und O2) des österreichischen Herstellers Pongratz aus dem Produktionszeitraum August 2016 bis Februar 2017 betroffen. Die Modelltypen lauten: 3-SK T, PHL T, PHL G, RK G, RK T, L-AT G-K, L-AT-K, LH G, LH U und LH T EG.
Nachtrag 22.12.2020:
Erneut ist ein Rückruf der Firmen Starco und Unsinn in der KBA-Datenbank aufgetaucht, der im Zusammenhang mit mangelbehafteten Rädern steht. 550 in diesem Jahr gebaute Unsinn-Anhänger mit Starco-Bereifung am Komplettrad der Dimension 175/70 R13 benötigen neue Pneus. „Aufgrund möglichen Druckverlustes des Reifens kann es zum Kontrollverlust kommen“, warnt die Behörde vor 172 in Deutschland verkauften Modellen. Die von Starco eingerichtete Hotline beantwortet unter 04171/608010 weitere Fragen zur Aktion mit dem Herstellercode „FC20941“.
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