Autofahren dürfte eine der Tätigkeiten sein, bei der die Selbstgerechtigkeit am größten ist. Zu dieser Erkenntnis bin ich nach Lektüre dieses Blog-Eintrags gelangt, in dem sich der Autor über Drängler beschwert. Immer wieder begleitete ich den Text mit einem Kopfnicken. Volle Zustimmung: Leute, die nah auffahren, nerven und sind auch sonst bestimmt total asozial.
Doch nachdem ich einige Leserkommentare unter dem Beitrag überflog, kam ich ins Grübeln. Dort fanden sich Berichte von übervorsichtigen Autofahrern, Mittelspurschleichern oder Verkehrsteilnehmern, die gefährliche Situationen heraufbeschwören, weil sie andere disziplinieren wollen. Ich fühlte mich ertappt, denn schnell fielen mir Situationen ein, in denen ich selbst ungeduldig wurde und anderen vielleicht auch zu nah auf die Pelle gerückt bin.
Wer ehrlich zu sich selbst ist, der muss einräumen, dass man eben nicht immer nur Opfer ist. Ich empfehle daher einen möglichst häufigen Wechsel der Perspektive. Der Straßenverkehr sieht auf Schusters Rappen oder auf dem Fahrradsattel häufig ganz anders aus als hinterm Steuer. Und das wiederum ist eine Erkenntnis, die uns in Zeiten des Wutbürgertums und zunehmender Intoleranz auch im wahren Leben weiterhilft.
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