Manchmal darf man sich schon wundern über das Timing einer Skandalmeldung. Ganz zufällig wird diese Woche kurz vor der IAA-Eröffnung bekannt, dass VW vielleicht auch bei anderen Motoren trickst. Dass auch dieser Motor schon Gegenstand eines Rückrufs war – geschenkt. Dass fast alle ältere Dieselmotoren in Sachen Verbrauch und Emissionsausstoß nicht das halten, was ursprünglich versprochen wurde – wen interessiert’s? Diese Erkenntnisse sind offenbar schon zu alt und lassen sich nicht mehr so gut verkaufen. Die Dramaturgie ist halt besser, wenn es den einen bösen Schurken gibt – und der soll hierzulande wohl aus Wolfsburg kommen.
Daher muss immer wieder eine neue Sau her, die durchs Dorf getrieben wird. Sei es eine vermeintlich neue Abschalteinrichtung oder seien es – Vorsicht Sarkasmus – SUV, die eigenständig und mordend über die Gehwege der Großstädte fahren und dabei nebenbei noch alle Überlebenden mit ihren Abgasen vergiften. Klar, solche Monster müssen verboten werden – oder zumindest limitiert. Darunter sind aber auch Fahrzeuge mit durchaus vorzeigbaren (Norm-)Verbräuchen.
Merke: Auch auf der guten Seite (dazu zähle ich alle, die dazu beitragen wollen, dass der Straßenverkehr endlich seinen Beitrag zum Einhalten der versprochenen Klimaziele leistet, damit ein wichtiger Industriezweig in diesem Land eine Zukunft hat) gibt es Populisten, die es mit der verschrobenen Realitätswahrnehmung einer Alice Weidel von der Sündenbock-Partei durchaus aufnehmen können.
Im Gegensatz zu dieser Dame habe ich aber kein falsches Mitleid mit gutbezahlten Managern. Deren Leistung besteht in erster Linie darin, sich im Abgasskandal weiterhin einen schlanken Fuß zu machen. So lange diese Herren eine Tabula-Rasa-Lösung im amerikanischen Stil verweigern, werden sie weiter mit bedrohlich grunzendem Borstenvieh leben müssen, das regelmäßig in den Schlagzeilen auftaucht.
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