Schon knapp zwei Wochen vor Jahresende steht fest: Die Fahrzeughersteller stellen 2019 erneut einen Rückruf-Rekord auf. Das zuständige Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) verzeichnete bis einschließlich 16. Dezember dieses Jahres 557 Einträge in seine Datenbank. Das sind neun mehr als im gesamten Vorjahr, wie eine exklusive Auswertung der Behördenzahlen in Zusammenarbeit mit der Münchener Gesellschaft für Prozessautomation und Datenverarbeitung (GEPA mbH) ergeben hat. Gezählt wurden dabei die unterschiedlichen von der Behörde vergebenen Referenznummern, sprich: Aktenzeichen.
Auch die Gesamtzahl der zurückgerufenen Fahrzeuge dürfte im Vergleich zu 2018 deutlich steigen. Näheres hierzu erfahren Sie im Blog-Bereich Statistik, wenn die endgültigen Zahlen für 2019 vorliegen. Hier schon einmal eine Aufzählung der größten Rückrufe in diesem Jahr. Maßstab sind die in deutsche Werkstätten einbestellten Fahrzeuge (die Liste enthält nur vom KBA überwachte Rückrufe):
- BMW 5er und 6er (273.698 Exemplare der Baujahre 2002 bis 2010): „Fehlerhafte Kabelklemme am Übergabestützpunkt bedingt möglicherweise einen Stromausfall und ggf. Brandgefahr.“
- BMW 1er, 3er und X1 (148.052 Exemplare der Baujahre 2009 bis 2011): „Fehler in Steckverbindung der Batterieplusleitung kann zum Ausfall der Fahrzeugelektrik und des Motors führen.“
- Ford Galaxy, S-Max und Mondeo (101.319 Exemplare der Baujahre 2014 bis 2019): „Motorbrand infolge Säureaustritts am Batteriepol.“
- BMW 5er und X5 (95.239 Exemplare der Baujahre 2000 bis 2004): „Der Fahrerairbag wird überprüft und ggf. ersetzt.“
- VW T6 (86.741 Exemplare der Baujahre 2014 bis 2017): „Konformitätsabweichung führt zur Überschreitung des Euro-6-Grenzwertes für Stickoxide.“
Globale Rekordrückrufe ohne deutsche Beteiligung
Das KBA veröffentlicht seit diesem Jahr nicht nur Stückzahlen für Deutschland, sondern auch globale Rückrufumfänge. Tröstlich für die deutschen Hersteller: Im Ranking der größten Aktionen glänzen sie mit Abwesenheit. Es dominieren US-amerikanische und japanische Fabrikate. Folgende Liste enthält alle Rückrufe, für die die Behörde 2019 weltweit siebenstelligen Stückzahlen ausgewiesen hat. Nicht immer klar ist allerdings, ob in den genannten Summen auch Fahrzeuge enthalten sind, die bereits in den Vorjahren zurückgerufen wurden (Stichwort: Takata-Debakel, das auch dieses Jahr seine Spuren hinterlassen hat):
- Cadillac Escalade, Chevrolet Silverado LD, Suburban und Tahoe, sowie GMC Sierra LD, Yukon und Yukon XL (3,71 Mio. Exemplare der Baujahre 2014 bis 2018, davon 465 in Deutschland): „Vakuumverlust im pneumatischen Bremskraftverstärker kann zum Ausfall der Bremskraftunterstützung führen.“
- Honda Accord, City, Civic, CR-V, Element, FR-V, Insight, Jazz, Legend, Odyssey, Pilot und Stream (3 Mio. Exemplare der Baujahre 2001 bis 2015, davon 40.156 in Deutschland): „Fehler im Gasgenerator der Airbags kann bei Airbagauslösung zu unkontrollierter Entfaltung und zum Lösen von Metallfragmenten führen, die die Insassen verletzen können.“
- Toyota Auris, Prius (2,52 Mio. Exemplare der Baujahre 2008 bis 2014, davon 32.000 in Deutschland): „Durch einen Software-Fehler wird das Fail-Safe/Notlaufprogramm des Hybridantriebs ggf. nicht aktiviert, wodurch es zu einem Ausfall des Antriebs kommen kann.“
- Honda Accord, City, Civic, CR-V, Jazz, Insight, Pilot und TSX (2,4 Mio. Exemplare der Baujahre 2010 bis 2015, davon 63.474 in Deutschland): „Fehler im Gasgenerator des Beifahrerairbags führt bei Auslösung zu unkontrollierter Entfaltung und zum Lösen von Metallfragmenten, die die Insassen verletzen können.“
- Subaru Forester, Impreza, WRX STI und XV (2,27 Mio. Exemplare der Baujahre 2007 bis 2017, davon 18.973 in Deutschland): „Kontaktprobleme am Bremslichtschalter führen zum Ausfall der Bremsleuchten.“
- Dodge Ram (1,36 Mio. Exemplare der Baujahre 2014 bis 2018, davon eine unbekannte Stückzahl in Deutschland): „Bruch des Schließmechanismus kann zum unvermittelten Öffnen der Heckklappe führen“.
- Ford Explorer (1,32 Mio. Exemplare der Baujahre 2010 bis 2017, davon ca. 100 in Deutschland): „Möglicher Bruch der Spurstreben an der Hinterachse kann zum Kontrollverlust über das Fahrzeug führen.“
- Honda Accord, Civic, CR-V, Inspire, Odyssey, Pilot und TSX (1,26 Mio. Exemplare der Baujahre 2001 bis 2008, davon 138 in Deutschland): „Fehler im Gasgenerator des Fahrerairbags kann bei Airbagauslösung zu unkontrollierter Entfaltung und zum Lösen von Metallfragmenten führen, die die Insassen verletzen können“.
- Subaru Baja, Legacy und Outback (1,24 Mio. Exemplare der Baujahre 2003 bis 2014, davon 4.789 in Deutschland): „Fehler im Gasgenerator des Beifahrerairbags kann bei Airbagauslösung zu unkontrollierter Entfaltung und zum Lösen von Metallfragmenten führen, die die Insassen verletzen können.“
- Dodge Ram (1,08 Mio. Exemplare der Baujahre 2013 bis 2018, davon eine unbekannte Stückzahl in Deutschland): „Möglicher Bruch der Lenkzwischenstange kann zu einem Verlust der Lenkung führen“.
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