ACPS Automotive, Hersteller von Anhängevorrichtungen aus dem baden-württembergischen Markgröningen, ruft europaweit etwa 2.100 Flanschkugeln zurück. „Es besteht die Möglichkeit eines Bruches in der Flanschkupplung bei voraussichtlich mehrjähriger intensiver Nutzung unter Volllast“, erklärte eine Unternehmenssprecherin auf Anfrage.
Konkret betroffen sind die Typen „D-140“ (Foto) und „D125/1“ aus dem Auslieferzeitraum 28. Mai 2019 bis 10. März 2020. Seit Mitte Juni seien Händler und Werkstätten über den Rückruf informiert, sagte die Sprecherin. „Diese haben wiederum die Endkunden angeschrieben.“ Der Austausch des Teils könne durch jede Fachwerkstatt erfolgen. Die fehlerfreien Produkte seien durch einen grünen Punkt im Bereich des Typenschilds gekennzeichnet.
Die Kupplungskugeln sind auch als Originalzubehör unter dem Namen eines Fahrzeugherstellers angeboten worden. Aufgrund von Verschwiegenheitsvereinbarungen durfte die Sprecherin aber nicht verraten, um welchen es sich handelt. Hierzu werde es eine separate Rückrufaktion geben, kündigte sie an. Unfälle aufgrund des Problems seien keine bekannt. „Der Fehler wurde durch die interne Qualitätskontrolle im Rahmen der Serienprüfung festgestellt“, hieß es abschließend.
Nachtrag 8.9.:
Nach uns vorliegenden Informationen handelt es sich bei dem Fahrzeughersteller um Daimler. ACPS hat an die Stuttgarter 484 Anhängerkupplungen zur Verwendung als Ersatz- oder Nachrüstteil für den Mercedes Sprinter (Generation NCV3 / Plattform 906) geliefert, die nun ersetzt werden müssen. Betroffen sind nur Schleppkugeln mit der Kennzeichnung „FFV“.
Nachtrag 17.11.:
Daimler hat die Aktion „NC3KUGELKO / VS3KUGELKO“ inzwischen mit folgendem Statement bestätigt:
„Die Mercedes-Benz AG hat durch Information des Lieferanten ACPS Automotive GmbH erfahren, dass es bei Fahrzeugen des Typs Mercedes Benz Sprinter zu Abweichungen in Bezug auf die geforderten gesetzlichen Dauerfestigkeitsprüfungen der Kugelkopfanhängerkupplung gekommen ist. Auf Grund von Toleranzen im Fertigungsprozess erfüllen die Kugelkopfkupplungen möglicherweise nicht die Anforderungen zur Dauerfestigkeit. Im ungünstigsten Fall kann es zu einer Rissbildung und in weiterer Folge zu einem Abriss der Kugelkopfkupplung kommen. Dies kann die Unfallgefahr erhöhen.
Im Rahmen der oben genannten Maßnahme wird der Kugelhals der Anhängerkupplung des betroffenen Fahrzeugs erneuert. Der vorgesehene Werkstattaufenthalt für den Tausch der Kugelkopfanhängerkupplung wird voraussichtlich weniger als zwei Stunden in Anspruch nehmen. Da die Anhängerkupplungen nicht VIN spezifisch verkauft wurden, lässt sich der Produktionszeitraum der potentiell betroffenen Fahrzeuge nicht eindeutig festlegen.“
Das Kraftfahrt-Bundesamt nennt in seinem Warnhinweis für 389 Sprinter einen Bauzeitraum zwischen 20. September 2007 und 19. Juni 2020. Zudem weist die Behörde weitere Rückrufe aus demselben Grund für die Lkw-Baureihe Mercedes Atego (Baumuster 967) und die Evobus-Modelle Citaro, Intouro, Tourismo und Setra aus. Konkret sind es 851 Atego und knapp 1.100 Busse der Baujahre 2019 und 2020. Der Aktionscode für die Evobus-Modelle lautet „31.60M20109A“. Weitere Infos erteilt die Hotline unter 00800/12777777.
Nachtrag 4.2.2021:
Die Markierung „FFV“ wird vom Kraftfahrt-Bundesamt nun auch im Zusammenhang mit einem MAN-Rückruf genannt. Ob es sich bei der Aktion „TI 7193TA“ für die Baureihen TGS, TGX, TGM, TGL und Lions Coach ebenfalls um ein Produkt der Firma ACPS handelt ist allerdings nicht überliefert. Auch eine Stückzahlangabe sucht man in dem Warnhinweis vergebens.
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