Zunächst war ich überrascht, dass ein Rückruf von weltweit (!) 7.000 Fahrzeugen so eine Aufmerksamkeit erzeugt, wie diese Woche die Audi-Aktion für den E-Tron. Schließlich gibt es fast gleichzeitig selbst bei Nischenproduzenten wie Porsche Rückholaktionen im sechstelligen Bereich. Doch schnell wurde mir klar, dass es hier weniger um die Stückzahl ging. Eine bestimmte Klientel möchte alles, was mit Veränderung insbesondere im Verkehrssektor zu tun hat, in ein schlechtes Licht rücken.
Eine ARD-Doku und ein kürzlich auf Youtube gepostetes Video des ZDF-Wissenschaftlers Harald Lesch hatte diese Menschen zuvor schon triumphieren lassen. Besonders das Bashing der E-Mobilität ist in diesen Kreisen angesagt. Hier ist das Bedürfnis besonders groß, von den Verfehlungen bei der eigenen Nutzung der einzelnen Verkehrsträger abzulenken. Denn natürlich ist jede Form der Individualmobilität umweltschädlich – es sei denn man geht ausschließlich zu Fuß.
Doch weil eine Regierung sofort abgewählt würde, wenn sie den Privatbesitz von Fahrzeugen zumindest für Stadtbewohner so hoch besteuern würde, dass motorisierte Fortbewegung für Otto Normalverbraucher u.a. nur noch per (E-)Carsharing erschwinglich wäre (was für diese Bevölkerungsgruppe so gut wie keine Einschränkung bedeuten würde), geht es darum, Bequemlichkeit und Nachhaltigkeit unter einen Hut zu bringen. Dieser Hut wird zwangläufig immer kleiner, je mehr wir mit fossilen Zutaten arbeiten, wie diese beiden Gegenreden zu Prof. Lesch und den Autoren der ARD-Doku gut herausarbeiten.
Den Mund verbrannt
Genauso verhält es sich auch beim aktuellen Wirbel um die vermeintlich lebensgefährlichen Akkuzellen in Elektroautos. Wer die anprangert, darf sich eigentlich nie mehr in ein Auto mit VERBRENNUNGSmotor setzen. Jedes Jahr fackeln laut Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) allein hierzulande 13.115 Kfz an oder ab, übrigens mit sinkender Tendenz. Das sind genau 13.115 Brandschäden mehr als beim nun wegen einer sehr theoretischen Feuergefahr zurückgerufenen Audi E-Tron.
Und wer mir nicht glaubt, der höre auf den GDV. Zitat eines Verbandssprechers von heute: „Von Elektroautos geht unserer Einschätzung nach grundsätzlich keine höhere Brandgefahr aus als von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren. Elektrofahrzeuge sollten so konstruiert und gebaut sein, dass die Akkus – ebenso wie die Kraftstofftanks in herkömmlichen Fahrzeugen – bei Unfällen möglichst nicht beschädigt werden.“ Da haben sich also einige Kritiker diese Woche gehörig den Mund verbrannt.
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