„Eier, wir brauchen Eier“, sagte Oli Kahn einst – nicht zum Osterhasen, sondern zu einem Reporter. Und dieses Motto nehmen sich viele „Influencer“ zu Herzen und decken Journalisten mit ihrer Interpretation des Weltgeschehens ein. Je heißer die Diskussion um ein Thema, desto häufiger runzele ich bei diesen Wortmeldungen die Stirn. Besonders umstritten sind derzeit die drohenden Fahrverbote, denn der Begriff hat etwas von Freiheitsberaubung.
Um die Volksmeinung auf ihre Seite zu ziehen, haben die Beteiligten ihren Clausewitz verinnerlicht. Alle Tricks sind scheinbar erlaubt, „um den Gegner zur Erfüllung unseres Willens zu zwingen“ (Zitat des preußischen Militärhistorikers). Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) macht „Abgasalarm“ und erklärt uns, dass an 89 Prozent der Messstellen der Stickoxidgehalt zu hoch ist. Erst bei genauerem Lesen der Mitteilung erkennt man, dass die DUH den Grenzwert kurzerhand gesenkt hat.
Der amtliche – natürlich ebenfalls umstrittene, aber in den Gesetzbüchern stehende – Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft wurde an 12 Prozent der Messstellen überschritten. Offenbar nicht dramatisch genug. Auf der anderen Seite erzählt uns die Deutsche Automobil Treuhand, dass die Bevölkerung gestiegene Zweifel an Luftverbesserung durch Fahrverbote hat. Ein kurzer Blick auf die Statistik zeigt uns, dass die Zahl der Zweifler immer noch deutlich geringer ist als die der Menschen, die sich einen positiven Effekt erwarten.
Wird eine solche vorgekaute Schlagzeile vom einen oder anderen Medium nachgeplappert, klopfen sich die „Informationskrieger“ auf die Schulter. Doch wer sich näher mit dem Thema beschäftigt, den schrecken solche Zahleninterpretationen (und jene, die sie unreflektiert übernehmen) eher ab. Dank von Clausewitz reduzieren die Influencer ihren Einfluss und legen sich so selbst ein Ei. Stets frische Eier wünsche ich Ihnen dagegen für das bevorstehende Osterfest!
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