Könnte man die Energie, die bei den vielen leidenschaftlichen Diskussionen um die Elektromobilität entsteht, ins Netz einspeisen, dann hätten wir die Herausforderungen der Verkehrswende sicherlich schon gelöst. Das gilt besonders dann, wenn, wie diese Woche wieder, ein Professor für Kolbenmaschinen als Kronzeuge gegen strombetriebene Fahrzeuge auftritt, und einen vermeintlichen Schwindel in deren CO2-Bilanz „aufdeckt“.
Was mir bei diesen Kritikern immer wieder auffällt: Sie haben einen Hang zur Schwarz-Weiß-Malerei. In einer solchen bipolaren Welt muss dann der Braunkohlestrom zu 100 Prozent dem E-Auto zugerechnet werden. Die vielen Grautöne bei der Berechnung des Strommehrbedarfs durch Elektromobilität, wie stetige Effizienzsteigerungen und Energieeinsparungen ignoriert man lieber.
Merke: Bei der Klimapolitik gibt es kein Entweder-Oder. „Alle relevanten Maßnahmen müssen zeitgleich umgesetzt werden, ansonsten werden die gesetzten Politikziele zur Treibhausgasminderung deutlich verfehlt“. Das Zitat stammt übrigens aus einer Replik zu einem Papier des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, das schon vor einem Jahr die gleiche Sau namens „Fehlkalkulation“ durchs Dorf trieb und dem Mikado-Prinzip (wer sich zuerst bewegt, verliert) das Wort redete.
Doch es ist genau umgekehrt, denn wer zu spät kommt, den bestraft bekanntlich das Leben. Den Handlungsdruck hat eine EY-Prognose ebenfalls aus dieser Woche deutlich gemacht. Tenor: Der Marktdurchbruch von E-Autos kommt deutlich früher als bisher gedacht. Statt unsere Energie immer wieder mit Grundsatzdiskussionen zu vergeuden, sollten wir an den Mobilitätslösungen von morgen arbeiten. Die Aufgaben sind gewaltig – deren Bewältigung aber nicht unmöglich!
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