Nach wie vor sterben jeden Tag etwa neun Menschen im deutschen Straßenverkehr. Laut den neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamts hat uns das vergangene Jahr sogar noch weiter entfernt von der „Vision Zero“. Die sieht vor, bis 2050 keine Verkehrstoten mehr beklagen zu müssen. Doch 2018 kamen in Deutschland immer noch 3.265 Menschen ums Leben, also 85 oder 2,7 Prozent mehr als im Jahr 2017. Ich wiederhole mich an dieser Stelle: Bei keiner anderen Produktgruppe würden wir solche Todesraten akzeptieren.
Jedes Engagement hinsichtlich mehr Verkehrssicherheit ist also zu begrüßen. Das gilt sowohl für die Neuentwicklung von Sicherheitstechnik durch Hersteller und Zulieferer als auch für die Sicherstellung der Funktion bereits installierter Sicherheitssysteme durch die Überwachungsorganisationen. Die hatten zur Wahrung ihrer Aufgaben jüngst einen Forderungskatalog aufgestellt. In erster Linie geht es dabei um den ungehinderten Datenzugang. Nur so lässt sich die Funktion wirklich aller Assistenzsysteme während einer Hauptuntersuchung prüfen.
Diese Forderung bedarf aber noch einer Ergänzung. Denn schon heute ist das Phänomen des elektronischen Totalschadens weit verbreitet. Der bedeutet, dass der Restwert eines älteren Fahrzeugs kaum mehr über den Kosten für ein neues Steuergerät liegt. Eine Reparatur solcher Fahrzeuge wird unrentabel. Es müssen also Vorkehrungen getroffen werden, damit der Ersatzteilmarkt auch kostengünstige Gebrauchtteile zur Verfügung stellen kann.
Doch weil es letztlich auch hier um die Pfründe der Autobauer geht, habe ich wenig Hoffnung, dass diese Ziele schnell umgesetzt werden. Wie so oft stehen Milliardenumsätze auf dem Spiel. Mit welch spitzer Feder die Hersteller auch bei Sicherheitstechnik rechnen, hat das „SZ-Magazin“ vor nicht allzu langer Zeit am Beispiel des Abbiegeassistenten für Lkw dargestellt. Mit einer Bundesregierung, die gerne das Hohelied der Freiwilligkeit singt (und damit regelmäßig scheitert) wird sich daran so schnell nichts ändern.
Bundesregierung = Fachkräftemangel