Vergangene Woche fand tatsächlich so etwas wie eine Emanzipation der deutschen Politik von der Autoindustrie statt. Trotz hohem Lobbyeinsatz kommt die umstrittene Kaufprämie nur für Neufahrzeuge mit Elektromotor – zumindest vorerst. Denn die gut bezahlten und vernetzten Interessenvertreter in Berlin werden natürlich weiter alles versuchen, mehr als nur die Mehrwertsteuersenkung herauszuholen.
Zwei Drittel aller Neuzulassungen in Deutschland entfallen auf gewerbliche Halter. Für die bringt die „Verbrennerprämie durch die Hintertür“, für die sich vor allem CSU-Chef Söder gerade feiern lässt, herzlich wenig, wie auch der Bundesverband Fuhrparkmanagement feststellt. Dass diese Vereinigung kritisch mit dem Konjunkturpaket umgeht, dürfte der SPD, die ja laut Medienberichten verantwortlich für das Nein zur Verbrenner-Förderung ist, ziemlich egal sein. Wenn aber die IG Metall Liebesentzug ankündigt, dürften die Alarmglocken bei den Genossen laut schrillen.
Eine „industriepolitische Geisterfahrt“ nennt Gewerkschaftschef Hofmann das Handeln der SPD-Spitze und macht sich damit zum Protagonisten eines uralten Witzes. „Einer? Hunderte!“, schreit bekanntlich der Rechthaber am Steuer als er im Verkehrsfunk die Falschfahrermeldung hört. Während die Wind- und Solarbranche unter Fachkräftemangel ächzt und der Umbau der deutschen Volkswirtschaft seit Jahren überfällig ist, fordert der Funktionär also das Festhalten, nein: das Festklammern, an alten Zöpfen. Ich hoffe, die IG Metall Jugend hat genau zugehört, denn die hat laut ZDF im vergangenen Jahr noch ihre Solidarität mit „Fridays for Future“ bekundet.
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