Manager müssen Raumdeuter werden

Manche Sportler sollten auch deutschen Managern als Vorbild dienen. Doch insbesondere die Autoindustrie verharrt in alten Denkmustern.

Ein Puck liegt auf dem Eis
Bild: Pixabay / skeeze, CC0 Creative Commons

Zitatespender sind ja meist die geistigen Größen der Weltgeschichte: Philosophen, Naturwissenschaftler, oder beides – am besten mit Nobelpreis. Im sehr empfehlenswerten täglichen Wirtschaftsnewsletter „Finimize“ fand ich diese Woche einen weisen Spruch aus anderer Quelle: „Skate to where the puck is going, not to where it’s been!“ Er stammt von der Eishockeylegende Wayne Gretzki.

In die deutsche Sportwelt übersetzt dürfte sich am besten die „Raumdeuter“-These von Thomas Müller anbieten. Für Fußball-Abstinenzler: Der Bayern-Profi hat sinngemäß einmal gesagt, dass er eigentlich keine wirklichen Stärken habe. In einer wichtigen Fähigkeit unterscheide er sich aber. Er könne früher als andere erahnen, wohin ein Ball kommen könnte und diesen freien Raum besetzen.

Genau diese Fähigkeit vermisse ich in deutschen Unternehmen. Unsere Wirtschaft lebt von der Substanz. Erfolgreiche Startups sind Mangelware. Insbesondere die deutsche Autoindustrie verweist immer wieder auf ihren jahrzehntelangen Erfolg. Zur Erinnerung: Fünf der sechs derzeit wertvollsten Unternehmen der Welt existierten vor 50 Jahren noch nicht! Sie verfügen über Geldreserven, die sie locker befähigen, von heute auf morgen in vermeintlich etablierten Geschäftsfeldern mitzumischen. Bislang überlassen sie den Transport-Bereich den Noch-Jüngeren: Vergangene Woche hat Tesla erstmals einen Truck vorgestellt, diese Woche schloss Uber mit Volvo einen Liefervertrag für autonome Autos.

Von solchen vermeintlichen Meilensteinen liest man nun in immer kürzeren Abständen. Zukunftsaussagen von deutschen Herstellern hören sich dagegen wie Durchhalteparolen an und beschwören die Zukunft des Verbrenners. Auch „Finimize“ hat den Gretzky-Spruch in die Wirtschaftswelt übertragen: „Fighting against technological innovation in your own professional life is likely to be about as fruitful as Blockbuster’s attempt to fend off Netflix. Invest today in the capabilities you’re likely to need in the future  – or face declining relevancy.“

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