Die für härtere Einsatzbedingungen bestimmten Mercedes-Baureihen G- und X-Klasse sind für insgesamt drei Rückrufaktionen vorgemerkt. Die Maßnahme mit dem internen Code „3395003“ steht laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) weltweit für über 34.200 Exemplare des Geländewagenklassikers der Modelljahre 2019 und 2020 an. In Deutschland sind davon 5.334 unterwegs. Bei den Fahrzeugen besteht die Gefahr einer unerwünschten Deaktivierung von ABS und ESP. Die Vertragswerkstatt überprüft den Differenzialsperrenaktuator und tauscht ihn bei Bedarf.
Ursache hierfür ist laut einem Konzernsprecher eine gestörte Kommunikation zwischen dem Aktuator und dessen Steuergerät. „Unter Einfluss von Schwefeldämpfen aus dem Achsöl könnte die elektrische Kontaktierung eines spezifischen Widerstands beeinträchtigt werden“, erklärte er. In einem solchen Fall würden über diesen Widerstand errechnete Ströme vom Steuergerät als zu hoch erkannt und die Verbindung zum Aktuator unterbrochen. Dann könnte das Fahrzeug nicht mehr sicher erkennen, ob eine Differenzialsperre aktiviert ist oder nicht. Dies ist insofern problematisch als die Funktionsstrategie für gesperrte Differenziale die Abschaltung von ESP und ABS vorsieht.
Der zweite Rückruf für die G-Klasse betrifft nach unseren Informationen weltweit etwas über 3.000 Dieselfahrzeuge der Modelljahre 2015 bis 2019. Eine Stückzahlangabe für den deutschen Markt liegt noch nicht vor. Durch einen falsch verlegten Tankbelüftungsschlauch könne Unterdruck im Behälter entstehen, sagte der Sprecher. Im Falle einer dadurch auftretenden starken Verformung des Tanks könnte durch Rissbildung Kraftstoff auf die Straße gelangen. Die Partner in der Mercedes-Benz Serviceorganisation überprüfen bei den Fahrzeugen die Verlegung der Tankbelüftungsleitung und korrigieren sie, wenn nötig. Hierfür ist eine halbe Stunde eingeplant.
X-Klasse-Rückruf gab es schon mal
Der Rückruf für die X-Klasse klingt vertraut. Wie schon vor einem Jahr geht es um Pick-ups mit dem speziellen „Canopy“-Hardtop, bei denen eine Überschreitung der maximalen Dachlast möglich ist. Im Fahrzeugbetrieb sei dadurch die korrekte Funktion des ESP-Systems beeinträchtigt, sagte eine Sprecherin. „Bei einem Unfall könnte sich die auf dem Dach befestigte Ladung bewegen, das Canopy brechen und die Dachladung abfallen“, erklärte sie außerdem.
Auch wenn der Kunde zuvor schon wegen der alten Rückrufaktion (damaliger Code „VS4DACHLA“) in der Vertragswerkstatt gewesen sei, müsse er nochmals wegen dieser neuen Rückrufaktion (Code diesmal: „VS4CANOPY“) erscheinen, betonte die Sprecherin. Für einige Halter handelt es sich aber um einen Erstbesuch, denn diesmal geht es um Fahrzeuge, die zwischen August 2017 und Februar 2020 vom Band liefen. Genau 7.602 Einheiten, also ca. 1.800 mehr als im Mai 2019, benötigen dem KBA zufolge hierzulande eine neue Bedienungsanleitung. Sie enthält die korrekten Angaben zur maximalen Dachlast im Fahrzeugbetrieb. Weltweit sind es knapp 40.200.
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