Eine „elektrochemische Reaktion“ droht laut einem Daimler-Sprecher im Abgasrückführungssystem zahlreicher Dieselmodelle von Mercedes-Benz. Das Kraftfahrt-Bundesamt warnt daher seit Anfang der Woche vor erhöhter Brandgefahr bei weltweit rund 850.000 Autos. Sie verließen zwischen Januar 2017 und Oktober 2021 das Werk.
Konkret geht es um die C-, E-, G- und S-Klasse (Baureihen 205, 213, 238, 463, 222 und 223), sowie den CLS, GLC und GLE/GLS (BR 257, 253 und 167) mit Vier- und Sechszylinder-Selbstzündern (OM654 und 656). Auslöser des Problems ist die Software der über Unterdruck steuerbaren Kühlmittelpumpe. Die Pumpensteuerung kann zu einer überhöhten Belastung der Dichtungskomponenten zwischen dem Unterdrucksystem und dem Kühlmittelkreislauf führen.
Sollte Kühlmittel austreten und auf das elektrische Umschaltventil im AGR-System träufeln sei „über Zeit in Einzelfällen [….] ein kontinuierliches Ansteigen der Bauteiltemperatur nicht vollständig ausgeschlossen“ so der Sprecher. Probleme mit Kühlmittel in der AGR hatten auch schon bei BMW mehrere Rückrufaktionen ausgelöst.
„Als vorsorgliche Maßnahme wird über die Mercedes-Benz Serviceorganisation bei den betroffenen Fahrzeugen ein Softwareupdate der Kühlmittelpumpe durchgeführt sowie das elektrische Umschaltventil getauscht“, kündigte der Daimler-Sprecher an. Rund 240.000 Fahrzeughalter müssen demnächst in deutsche Vertragsbetriebe kommen. Für die Maßnahme mit dem internen Herstellercode „2090008“ ist etwa eine Stunde eingeplant. Fragen hierzu beantwortet die Kundenhotline unter der Rufnummer 00800/12777777.
Erweiterung des Rückrufs auf Vans
Nachtrag 11.4.22:
Der Rückruf ist nun auf über 130.000 Exemplare der V-Klasse und des Vito (BR 447) erweitert worden. Der Sprecher der Van-Sparte von Mercedes spricht im Zusammenhang mit der Aktion „VS2KUMIPU“ zusätzlich von der theoretischen Möglichkeit, dass es zu einer Schädigung des Bremskraftverstärkers kommt. „In diesem Fall wären die Pedalkräfte für den Fahrer erhöht bzw. die Bremsleistung reduziert. Die gesetzlich vorgegebene Mindestbremsleistung würde jedoch auch in diesem Fall jederzeit erreicht werden“, sagte er auf Anfrage.
Als zusätzliche Abhilfemaßnahme nannte er eine Prüfung des Unterdrucksystems auf eine mögliche Verunreinigung mit Kühlflüssigkeit oder Motoröl. Die Richtzeit für die 64.600 in Deutschland betroffenen Fahrzeuge bleibt bei etwa einer Stunde. Sie stammen aus dem Produktionszeitraum Januar 2019 bis November 2021 und sind mit dem Dieselmotor OM654 ausgestattet.
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