Im Zuge der bereits gemeldeten Untersuchung nicht öffnender Airbags bei Hyundai und Kia hat die US-Verkehrssicherheitsbehörde (NHTSA) Ende April eine ausführliche Analyse des Problems angekündigt. Gegenstand der Prüfung ist eine Airbag-Steuereinheit (ACU) des seit 2015 zu ZF gehörenden Zulieferers TRW. Der belieferte nicht nur Hyundai und Kia, sondern auch viele andere Autobauer. Laut Behördenangaben geht es in der so genannten „Engineering Analysis“ neben den koreanischen Fabrikaten außerdem um Fahrzeuge von Fiat Chrysler (FCA), Honda, Mitsubishi und Toyota der Modelljahre 2010 bis 2019.
Insgesamt 12,3 Millionen Steuergeräte stünden im Verdacht, aufgrund von schädlichen Störsignalen unter elektrischer Überlastung zu leiden. Dadurch könnten bei einem Unfall Airbags und Gurtstraffer nicht ordnungsgemäß funktionieren. Nach bisherigen Erkenntnissen spielt offenbar die Verlegung der Kabel von der ACU zu den Crashsensoren eine Rolle bei der Störanfälligkeit. Dies war jedenfalls für FCA ein Kriterium bei der Fahrzeugauswahl für einen bereits 2016 gestarteten Rückruf. Dieser betraf damals Fahrzeuge von Chrysler, Dodge und Jeep – auch in Deutschland.
Die NHTSA hat auch bei zwei Unfällen mit Toyota-Fahrzeugen den Verdacht, dass so genannte Transienten ursächlich für das Versagen der Insassenschutzeinrichtungen waren. Ein Crash endete tödlich. Die Behörde wird daher nun umfassend die Störanfälligkeit der fraglichen ACUs unter die Lupe nehmen. Vom Ergebnis dieses Checks hänge ab, ob weitere Rückrufmaßnahmen eingeleitet werden müssten, heißt es in der Verlautbarung der NHTSA. Seit dem Takata-Debakel sind die für Verkehrssicherheit zuständigen US-Beamten sehr sensibel bei Störungsmeldungen rund um Airbags.
TRW Automotive selbst hatte im Sommer 2018 kurz nach einem Hyundai-Rückruf einen Fehlerbericht für knapp 730.000 an die Koreaner gelieferte Steuergeräte an die Behörden übermittelt. Darin erklärte die ZF-Tochter, dass es zwischen diesen Bauteilen und den von FCA zurückgerufenen ACUs konstruktive Unterschiede gebe. In seinem jüngsten Geschäftsbericht betonte das Friedrichshafener Unternehmen zudem, „keine Ursache für die Rückrufe gesetzt zu haben“. Man wolle sich gegen mögliche Ansprüche verteidigen.
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